„Odin statt Jesus!“

»Odin statt Jesus!«

Europäische Ur- und Frühgeschichte als Fundgrube für religiöse Mythen neugermanischen Heidentums?

von Doreen Mölders und Ralf Hoppadietz

Jedes Jahr zu Pfingsten findet in Leipzig das „europaweit größte Wave-Gothik Treffen“ statt, bei dem 15 000 bis 20 000 „Gothik-Fans“ die über das gesamte Stadtgebiete verteilten Veranstaltungen besuchen. Angelockt werden sie vor allem von den zahlreichen Konzerten verschiedenster Stilrichtungen wie Neo-Folk, Black-Metal, Electronic Body Music (EBM) usw. Des Weiteren gibt es zahlreiche Stände mit entsprechender Kleidung und Accessoires für das oft Detail verliebte Outfit der TeilnehmerInnen, und sogar die großen Einkaufsketten wie Karstadt und Galeria Kaufhof lassen es sich nicht nehmen, ihren Eingangsbereich mit allem, was schwarz ist, zu füllen. Bezeichnend ist zudem das so genannte „heidnische Dorf“, in dem Personen in hemdartigen Wämsern und wollenen Umhängen für die Dauer des Festivals wohnen und mit schweren, selbst gefertigten Hämmern, Doppeläxten und Schwertern „alte“ Handwerks- und Kampftechniken vorführen und so einer breiteren Öffentlichkeit näher bringen wollen.

 

Begleitet werden sie von Gesängen mit mythischen Texten in irischer, walisischer oder isländischer Sprache und anderen Spektakeln. So weit, so gut. Die Interessen in Postmodernen Gesellschaften sind vielfältig, und das soll auch so sein. In die Kritik gerät diese „Szene“ jedoch wegen ihrer starken Affinitäten zu einer völkisch-religiösen ‚Germanomanie’, die sich in Liedtexten vor allem der Neo-Folk- und Black-Metal-Bands, durch Zierrat in Form von Runen, Thorshammer oder schwarzer Sonne1, durch auf Shirts und Jacken gedruckte Slogans wie „Odin statt Jesus“, „Walhalla Ruft“ oder „Söhne der Germanen“, aber auch durch die aktive Beteiligung in neugermanisch heidnischen Gruppen zeigt. Die Affinität zu einer angeblich ‚germanischen Religion’ lässt ein starkes Interesse von Gruppen wie den neugermanischen Heiden an der europäischen Ur- und Frühgeschichte und damit Berührungspunkte mit der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie vermuten. Ob und in welchem Maße diese tatsächlich vorhanden sind oder woraus sich die religiösen Überzeugungen sonst speisen, soll in diesem Artikel angesprochen werden. Hierfür ist ein Rückblick auf die Grundlagen völkischer Religionen ebenso notwendig wie die Beschreibung aktueller Strömungen neugermanischen Heidentums2.

Grundlagen völkischer Religionen vom Humanismus bis 1945
Die Bezeichnung ‚Heiden’, ursprünglich ein Schimpfname der christlichen Missionare für alle, die der eigenen Religion oder zumindest dem jüdischen oder muslimischen Glauben nicht angehörten, erfuhr am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert durch völkisch-religiöse Gruppierungen eine positive Konnotation (Weißmann 1991, 11). Die Neubewertung alternativer Spiritualität führte zu einer Renaissance der vermeintlich germanischen Götterlehre und Volkskunde. Dabei ging es zuerst nicht um die Wiederbelebung eines ‚altgermanischen Polytheismus’, sondern vielmehr sollten mit der Kreation einer der ‚eigenen Art’ und dem ‚eigenen Volk’ angemessenen Religion völkische Ideologien und rassisches Elitedenken auf eine idealisierte germanische Urzeit projiziert werden, um der ‚deutschen Herrenrasse’ historische Legitimität zu verleihen (Schnurbein 1992, 5)3.

ber bereits viel früher, mit der Entdeckung von Tacitus „Germania“ im Humanismus (1470 erstmals wieder veröffentlicht), ist ein Stein ins Rollen gekommen, dessen Bewegung in verschiedenen Richtungen bis heute anhält (Siewert 2002, 81)4. Der zunehmende Rückbezug auf die klassische Antike führte bald zur Suche nach einer ‚eigenen Vergangenheit’, die man in der taciteischen „Germania“ gefunden zu haben glaubte. Gleichzeitig brachten die immer stärker werdende antirömische Haltung, die Entdeckung Amerikas 1492 und Reformation und Gegenreformation die vorherrschende religiöse Einheitlichkeit ins wanken, womit der Grundstein für neue religiöse Strömungen gelegt wurde (Siewert 2002, 85). Das Bild vom ‚edlen, nicht von der Zivilisation verdorbenen Germanen’ entwickelte sich zunehmend im Laufe des 17. und 18. Jahrhundert, bis dann am Übergang zum 19. Jahrhundert die Gleichsetzung von „Germanisch = Altdeutsch“ nationalistische Blüten trieb (Siewert 2002, 91). Der Blickwinkel vorschob sich nun eindeutig auf den ‚Geist der Nation’, mit dem Ziel einer historischen Erneuerung anhand einer konstruierten ‚deutschen Vergangenheit’. Mangels historischer Quellen wurde das ‚arteigene Blut’ schnell zur Offenbarungsquelle und zum Heilsgegenstand, so dass auch Wilhelm Grimm (1786–1859) den Schluss ziehen konnte, „uns Deutschen gehören diese eddischen Lieder in so vielen Beziehungen an, dass sie kaum etwas ausländisches heißen können“ (Zit. n. Zernack 1997, 127).

Im 19. Jahrhundert erreichte die Rezeption germanischer Heldensagen, des Nibelungenstoffs, von Hermann dem Cherusker, der Schlacht im Teutoburger Wald, der Wikinger und auch der Figuren und Motive der nordischen Mythologie wie Allvater Wodan und der Donnergott Thor sowie des Kriegsjenseits Walhall und Midgard ihren ersten Höhepunkt. Literatur, Kunst und Musik wurden als Bereiche der nationalen Überlieferung verstanden und es entstanden Werke wie Richard Wagners (1813–1883) Operntetralogie „Der Ring der Nibelungen“; in dem der nordische Mythenstoff als konstituierendes Element oder in den Worten von Heiner Möller als „deutschester aller deutschen Stoffe“ (Spiegel 19, 1983, 205) erschien. Diese bildgewaltige und dramatische Umsetzung einer ‚germanischen Götterwelt’, die von der nordischen Überlieferung erheblich abwich, prägte die Vorstellung einer heroisch-romantischen Vorzeit, von der aus ein Abstieg bis zum „niederen, trostlosen Jetzt“ erfolgt sei (Flasche 1993, 29). Diesem Zivilisationspessimismus folgte mit der Entwicklung der Rassentheorie der Dekadenzgedanke und ‚die Germanen’ wurden nun als die Begründer der Zivilisation dargestellt (Chamberlain 1899, 8). Immer häufiger wurden nun auch Beziehungen zwischen Rasse, Geschichte, Kultur und Religion hergestellt, und am Ende des 19. Jahrhunderts erhebt Paul de Lagarde (1827–1891) erste Forderungen nach einer ‚deutschen Nationalreligion’ (Lagarde 1875). Die vorchristliche Religion ‚der Germanen’ bot sich für Lagarde an, da diese nicht nur als vormodern gelten konnte, sondern auch den völkischen Anforderungen entsprach, da man glaubte ganz aus ‚den Ursprüngen des eigenen Volkes’ zu schöpfen. Dieser Entwurf der ‚arteigenen Religiosität’ war ein brisantes Konglomerat aus Nationalismus, völkischer Ideologie, Rassismus, Antisemitismus, Christentumsfeindschaft und Zivilisationskritik. Es waren vor allem Verleger wie Eugen Diederichs5 (1867–1930) und Guido von List (1848–1919), die diese Ideen am Beginn des 20. Jahrhunderts popularisierten (Zernack 1997, 154 f.).

Ariosophie und Guido von List
Guido von List6 gehörte zusammen mit Josef Adolf Lanz alias Jörg Lanz von Liebenfels (1874–1954)7 zu den Hauptvertretern der so genannten Ariosophie, einer Richtung der völkischen Bewegung, die völkische Ideologien mit theosophischen Lehren8 verband, wobei die fernöstlichen Elemente der Theosophie durch ‚germanische Religionsvorstellungen’ ersetzt worden waren (Schnurbein 2006, 53). Daraus entstand Lists ‚Religion der Ario-Germanen’, eine esoterische Lehre, in der Polytheismus neben Monotheismus und das pantheistische Konzept der Theosophie neben der Mythologie der Edda stand (Siewert 2002, 141). In mehreren Aufsätzen und Büchern beschrieb List die Kultur, Religion und Gesellschaft der ‚Ario-Germanen‘9. List vertrat die gleiche Rassentheorie wie Blavatsky, nach der die ‚Rassen’ auf hierarchisch verschiedenen Stufen standen, wobei die ‚Arier’ auf der höchsten Entwicklungsstufe thronten. List interessierte sich allerdings für die ‚germanische Mythologien’ nur insoweit, als dass sie seiner völkisch-okkultistischen Religion einen ‚uralten Anstrich’ zu geben vermochten und die ‚Arier’ zu Kulturgründern mit einer ‚Ursprache’ werden ließen (Schnurbein 1992, 92). Diese ‚Ursprache’ wiederum führte er auf die Runen zurück, deren Bedeutung er im Zuge einer schweren Augenkrankheit mit zeitweiliger Blindheit zu ‚finden’ meinte. In diesem ‚Finden’ des Ursprungs und des ‚heidnischen Weistums’ durch Intuition sowie durch Erinnerung an frühere Inkarnationen sah List einen wesentlichen Punkt seines Glaubens.

Die sozialen und politischen Ideen Lists entsprachen weitestgehend den allgemein völkischen Überzeugungen. Er forderte die Beherrschung der Nicht-Arier durch die ‚arische Herrenrasse’ und trat für eine durchstrukturierte hierarchische Monarchie ein (List 1911, 53).

Lists Konstruktion des ‚Erberinnerns’, des unbewussten Bewahrens und wieder Freisetzens von überliefertem, aber verschüttetem Wissen aus germanischer Vergangenheit durch die ‚Stimme des Blutes’, wurde für das völkische Heidentum elementar und ebnete den Vertretern der arteigenen Religion der Deutschen weiter den Weg (Puschner 2006, 21).

Die völkisch-religiösen Gemeinschaften zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Am Beginn des 20. Jahrhunderts begannen sich die Anhänger des deutschreligiösen Glaubens in so genannten neuheidnischen Gruppen zu organisieren. Die beiden bedeutendsten Vereinigungen waren die heute noch bzw. wieder bestehende Deutschgläubige Gemeinschaft (DG), die 1911 von Otto Sigfrid Reuter gegründet worden war, und die Germanische Glaubens-Gemeinschaft (GGG), die Ludwig Fahrenkrog 1912/1913 ins Leben rief. Die Glaubensbekenntnisse beider Organisationen nennen die Einheit von ‚Bluts’- und ‚Religionsgemeinschaft’, die Beherbergung’ des Göttlichen in der ‚germanischen Rasse’, den Auserwähltheitsanspruch, die Tat- und Opferbereitschaft, die ständige Kampfbereitschaft, die eigene Schicksalsbestimmung, die Weltbejahende Einstellung sowie die seelische und körperliche Verbundenheit mit der Religion als bestimmende Merkmale der ‚deutschen Religion’.

Der völkisch-religiöse Germanenglauben wurde durch religiöse Praktiken ergänzt, wobei die Mitglieder der GGG die üblichen christlichen Feiertage und Feste durch – ihrer Meinung nach – germanische Festzeiten ersetzten (Siewert 2002, 153-155), im Prinzip verharrte man dabei aber in einer christlich geprägten Praxis. Der Sonntag gehörte zu den wöchentlichen Feier- und Weihestunden, an denen entweder aus ‚der Germanenbibel’, dem ‚Deutschen Buch’ oder der Edda gelesen wurde. Zyklische Lebensauffassungen mit den zugehörigen Festen wie Wintersonnenwende, Osterfest (Auferstehung der Natur), Pfingstfest (Anwesenheit Gottes in der Natur) und Sommersonnenwende wurden übernommen und umgedeutet.

Neben diesen großen Organisationen gab es zahllose, vor allem kleinere Gruppen, von denen sich viele 1933 in der Deutschen Glaubensbewegung unter dem Indologen Jakob Wilhelm Hauer zusammenschlossen.

Über die Anzahl der Mitglieder ist nichts bekannt. Namentlich sind vor allem die Mitglieder überliefert, die aufgrund ihres Wirkens als Dichter, Lehrer, Maler oder Schriftsteller in der Öffentlichkeit präsent gewesen sind. Insgesamt dürfte es sich bei den ‚deutschgläubigen’ Gruppen am Beginn des 20. Jahrhunderts eher um eine Minderheit gehandelt haben10, die sich zusammen mit der weit verzweigten Lebensreformbewegung, dem organisierten Antisemitismus oder der nationalen Kulturbewegung im großen Sammelbecken völkischer Bewegungen tummelten.

Auch während der Zeit des Dritten Reiches erhielten die neuheidnischen Bewegungen nicht die erhoffte offizielle Anerkennung. Obwohl es gemeinsame Weltanschauungen gab und durch personelle Verbindungen gerade im Kreis um Heinrich Himmlers SS Ahnenerbe und dem Amt Rosenberg Einiges an Ideologie und Kulturpolitik umgesetzt werden konnte11. Die staatliche Gleichschaltung führte aber dazu, dass am Ende der 30er Jahre die meisten dieser Bewegungen verboten oder aufgelöst wurden.

Völkisch-religiöse Gruppen und Fachwissenschaften
Die Vertreter der ‚arteigenen Religion’ und die Anhänger der neuheidnischen Vereinigungen kamen vielfach aus dem gebildeten Bürgertum, waren Dichter, Schriftsteller, Verleger oder Maler, aber auch Ärzte, Astronomen oder Biologen. Allerdings fanden sich unter ihnen nur wenige Germanisten, Volkskundler, Skandinavisten oder Vorgeschichtler. Vielmehr versuchten Vertreter dieser Fachrichtungen im Sinne der nationalen Selbsterkenntnis der Deutschen zum völkischen Germanenbild und zur Gleichsetzung ‚Germanisch = Deutsch’ beizutragen. Dazu gehörte natürlich auch die (Re-)konstruktion ‚germanisch religiöser Lebenswelten’, wobei man hier bestrebt war, sich in der Regel deutlich von der völkisch-religiösen Germanomanie abzusetzen. So entstanden in dieser Zeit einige neue Eddaübersetzungen, die hauptsächlich in der Sammlung Thule publiziert wurden.

Auch die deutsche Ur- und Frühgeschichtsforschung schwamm im Fahrwasser der allgemein völkischen Ideologie dieser Zeit bereitwillig mit12. Dem öffentlichen Bild von den ‚germanisch-deutschen Vorfahren’ hatte sie zu dieser Zeit aufgrund ihrer relativ späten wissenschaftlichen Etablierung aber kaum noch etwas hinzuzufügen (Steuer 2004, XV). Vielmehr hatten die geistigen Strömungen des 19. Jahrhunderts erheblichen Einfluss auf die Etablierung der prähistorischen universitären Forschung13. Eine direkte Verbindung und Förderung völkisch-religiöser Weltanschauungen durch altertumskundliche Wissenschaften wie im Fall von Reuter (DG), dem 1939 für seine Germanische Himmelskunde die Ehrendoktorwürde an der Universität Leipzig unter anderem durch den Professor für Vorgeschichte Kurt Tackenberg verliehen worden war (Puschner 2004, 109), bestand eher selten. Allerdings zeigt das Beispiel von Reuter, dass neuheidnische Deutungen urgeschichtlicher Religion nicht unbedingt als kurios und grotesk abgetan worden sind.

Neugermanisches Heidentum nach 1945 bis heute14
Schon bald nach dem zweiten Weltkrieg erfolgten die ersten Wieder- bzw. Neugründungen von neugermanischen Vereinigungen. Wilhelm Kusserow belebte 1951 die Nordische Glaubensgemeinschaft (NGG) wieder, eine Vereinigung, die bereits 1927 unter Kusserow zusammen mit Norbert Seibertz als Abspaltung von der Deutschgläubigen Gemeinschaft gegründet worden war. Im Jahr 1955 wurde die NGG in Artgemeinschaft e. V. umbenannt, wahrscheinlich, um – nach dem Krieg – nicht de Aufmerksamkeit der Alliierten zu erregen (Siewert 2002, 181). Auch die Deutschgläubigen Gemeinschaft selbst wurde 1957 wieder gegründet. Im selben Jahr entstand durch Herman Musfeld (geb. 1897) der Goden-Orden.

Seit den 1960er Jahren bemühte sich Adolf Schleifer auch um die Wiederbelebung der Guido von List Gesellschaft. Zu einer (Neu-)Gründung kam es aber erst 1970. Aus dieser Gesellschaft ging 1976 der Armanen-Orden hervor, den Schleifer zusammen mit seiner Frau Sigrun Schleifer (später Sigrun von Schlichting) gründete. Trotz dieser Bemühungen, das neugermanische Heidentum wieder zu beleben, fanden diese Bestrebungen bis weit in die 1980er Jahre hinein kaum ein Echo15. Erst mit dem Entstehen neuer Bewegungen in den 1970er Jahren und dem wachsenden Erfolg der New-Age-Bewegung16 in den 1980er Jahren bekamen auch die bereits bestehenden neuheidnischen Gruppen mehr Zulauf. Neben den vielen Neugründungen entstand auch eine Vielzahl neuer Gruppen durch Aufsplitterungen der alten Vereinigungen. Heute zählen der Armanen-Orden, die Artgemeinschaft Germanische Glaubens-Gemeinschaft e.V., die Heidnische Gemeinschaft e. V. und die Germanische Glaubens-Gemeinschaft e.V. zu den bekanntesten und größten neugermanischen Verbänden.

Der Armanen-Orden (AO)
Der Armanenorden (AO), 1976 durch das Ehepaar Schleifer gegründet, versteht sich weniger als eine Plattform für die Masse, sondern vielmehr als eine Mysterienschule für Eingeweihte, die über das Blättchen „Der Urdbrunnen“ intern informiert werden17. Die Zeitschrift „Irminsul – Stimme der Armanen“ ist dagegen im Handel erhältlich und soll die Öffentlichkeit über die Weltanschauung, Kosmologie und Ziele des Ordens informieren. Das höchste Ziel des AO besteht darin, dem ‚germanischen’ und ‚keltischen’ Menschen seine ihm eigene tiefe Naturverbundenheit (wieder-)bewusst zu machen (Siewert 2002, 169) (Abb. 1).

Als Ausgangspunkt für den ,arteigenen Glauben’ der AO dient die von List übernommene Auffassung, dass alle Religionsformen den gleichen abstrakten, geistigen Inhalt haben sollen, dessen Vermittlung jedoch durch die verschiedenen religiösen Systeme der Eigenart und dem Verständnis der einzelnen Völker angepasst seien. Demnach ist die ‚germanische Mythologie’ an der Art der ‚Germanen’ ausgerichtet.

In der Götterlehre des AO werden die ‚germanischen Götter’ als Naturgewalten und übersinnliche Kräfte verstanden. Eine besondere Rolle kommt dabei Odin bzw. Wodan zu18. Die Menschen wiederum seien Teile oder Zellen der Götter, und ihre Seelen würden sich immer wieder neu reinkarnieren, wobei jede Seele eine eindeutige völkische Identität besitze.

Um mit den Göttern in Kontakt zu treten, bedienen sich die Mitglieder des Ordens ‚kultischer Handlungen’ wie der Anrufung der Götter, der Schaffung eines Kraftfeldes durch Gebete, Rituale, Tanz und Gesang. Mangels schriftlicher Überlieferung fließen bei der praktischen Religionsausübung Elemente anderen ‚Naturreligionen’ und christliches Brauchtum mit ein. Daneben werden ‚arteigene’ Techniken wie das Runenorakel und die ‚Runengymnastik’, eine Art ‚germanisches Yoga’, im Kult angewendet. Dreimal jährlich finden große, für Mitglieder und Interessierte offene Kultfeiern (Things) an prähistorischen Plätzen statt19.

Arbeitsgemeinschaft naturreligiöser Stammesverbände Europas (ANSE)
Eine größere Breitenwirkung als der AO besitzt die 1990 von Frau von Schlichting gegründete Arbeitsgemeinschaft naturreligiöser Stammesverbände Europas (ANSE).

Mit der ANSE bringt Frau von Schlichting die Zeitschrift Huginn & Muninn heraus. Neben Artikeln der Herausgeberin finden sich in dieser Zeitschrift vor allem Ausschnitte und kopierte Artikel aus anderen Zeitungen, die sich mit archäologischen Funden, Volkstumspflege und vor allem mit kirchenkritischen oder gegen Ausländer gerichteten Themen beschäftigen. Zahlreiche Kleinanzeigen weisen auf den AO und auf sympathisierende Gruppen hin. Gerade durch die Verstärkung und Vernetzung verschiedener neuheidnischer Gruppen kommt der ANSE eine besondere Bedeutung und starke Außenwirkung zu. Ein Ergebnis dieser Bemühungen sind die zahlreichen Gründungen von so genannten ‚Stammesverbänden’, etwa der Chatten, Alemannen, Markomannen, Bajuwaren usw., die regelmäßig zu Stammestreffen an historisch markanten Plätzen zusammenkommen und in denen sich Mitglieder verschiedener neugermanisch religiöser Gruppen wie der Artgemeinschaft treffen (Schnurbein 1992, 40). (Abb. 2)

Die Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft e.V. (AG GGG)
Die Artgemeinschaft-Germanische Glaubens-Gemeinschaft e.V. (AG GGG) ist nach eigenen Angaben die „größte Heidnische Gemeinschaft Deutschlands“, seit sie sich 1983 mit der Germanischen Glaubens-Gemeinschaft (GGG) zusammengeschlossen hat20. Seit 1988 ist Jürgen Rieger21 Vorsitzender des Vereins. Die AG GGG ist auf eine breite Öffentlichkeitswirkung bedacht, die sie durch ihre Zeitschrift „Nordische Zeitung – Stimme des Artglaubens“ sowie hauseigene Schriften und Publikationen, Vorträge und Diskussionen, ein reges Gemeinschaftsleben und vor allem durch eine umfassende Internetpräsentation zu erreichen sucht.

Unter § 2 der Satzung „Zweck und Ziel“ heißt es, die Artgemeinschaft bezweckt „die Verwirklichung einer wesensgemäßen Daseinsgestaltung und Lebensführung im Artsinne“22. Wesentliche Bestandteile des Artbekenntnisses – das ebenfalls in der Satzung abgedruckt ist – sind:

  • das Bekenntnis zum germanischen Kulturerbe und dessen Weiterentwicklung
  • das Bekenntnis zur Verschiedenartigkeit der Menschenarten in Gestalt und Wesen
  • das Bekenntnis zu einem nie endenden Lebenskampf
  • das Bekenntnis zum Leben im Einklang mit den Naturgesetzen

Mitglieder des Vereins müssen die Bekenntnisse bejahen.

Das zentrale Element der AG GGG ist der ‚Artglaube’, der nach eigenen Angaben die „Umsetzung germanischer Glaubensvorstellungen in unserer Zeit“23 ist. Dabei hat Rieger und die AG GGG ganz genaue Vorstellungen von ‚den religiösen Grundvorstellungen im germanischen Glauben’. Neben der Edda und den Islandsagen bilden auch archäologische Quellen einen wichtigen Bestandteil zur Bestimmung des ‚Germanischen’. Diese sollen Hinweise auf ‚germanische’ Kultstätten und Kultobjekte geben und daneben insbesondere zur Bestätigung des ‚Germane-als-Kulturbringer-Mythos’ herangezogen werden. So benutzt beispielsweise Rieger die Himmelsscheibe von Nebra, um seine Ex-septentrione-lux-Theorie24 zu bestätigen:

„Neben der Tatsache, dass es sich um eine Scheibe mit astronomischem Inhalt handelt, sind sich die Experten weiterhin darüber einig, dass sie im Zusammenhang mit einer astronomischen Anlage dazu diente, die Jahreszeiten genau zu bestimmen, um die Zeiten für die Aussaat festzulegen. Jäger, Sammler und Viehzüchter sind gezwungen, dauernd herumzuziehen. Nur die Ackerbauern errichteten deshalb astronomische Anlagen, weil sie ortsgebunden waren; […] Da die ersten solcher Anlagen im Nordwesten Europas gefunden wurden, nicht im Orient, sollte die Forschung auch die These, der Ackerbau sei zu uns aus dem Osten gekommen, auf den Prüfstand stellen. […] Da die ältesten Observatorien hier älter sind als der angenommene Beginn des Ackerbaues im Orient, ist nach meiner Meinung dadurch der schlüssige Beweis dafür erbracht, dass auch der Ackerbau von hier aus seinen Siegeszug über die Welt angetreten hat.“25.

Häufig werden Treffen an historischen Plätzen wie beispielsweise an den Externsteinen, der „Donar-Eiche“ in Fritzlar oder in Haithabu durchgeführt und regelmäßig Sonnenwendfeiern, Erntefeiern, Julfeiern, Morgenfeiern abgehalten. Hierbei pflegt man angeblich „uraltes Brauchtum“, in dem der Tag mit der Begrüßung der aufgehenden Sonne beginnt und am Metkessel endet (Hundseder 2006, 28).

Heidnische Gemeinschaft e.V. (HG) und Germanische Glaubens-Gemeinschaft e.V. (GGG)
Die Heidnische Gemeinschaft e.V. (HG) ist ebenfalls als gemeinnütziger Verein seit 1985 im Register eingetragen. Durch das Gründungsmitglied Géza von Neményi sind enge personelle Verbindungen zum AO gegeben. Seitdem Géza von Neményi 1991 die Germanische Glaubens-Gemeinschaft e.V. (GGG e.V.)26 wieder als öffentlichen Verein und sich als Vorsitzender hat eintragen lassen, ist die HG kaum noch aktiv. Auf der homepage des GGG e.V.27 wird für dieses Jahr mit dem 100-Jährigen Bestehen des GGG e.V. geworben, womit sich der GGG e.V. unter Neményi eindeutig in rechtmäßiger Nachfolge der GGG unter Fahrenkrog sieht28 (Abb. 3).

Der GGG e.V. beschreibt sich selbst als „Vereinigung für überliefertes germanisches Heidentum – Asatru“29. Im Gegensatz zu den anderen bereits beschrieben Vereinigungen besitzt der GGG e.V. kein ausformuliertes Glaubensbekenntnis, dem die Mitglieder bei Beitritt zustimmen müssen. Allerdings ist auch hier Bedingung, dass die Mitglieder keiner anderen Religionsgemeinschaft angehören dürfen.

Der Glaube des GGG e.V. baut auf einem polytheistischen Weltbild auf. In der praktischen Kultausübung wird versucht, mit den ‚Göttern’ durch Gebete, Opfer von Pflanzen und Nahrung sowie Runenorakel in Kontakt zu treten. Nach Möglichkeit sollen die Feste im Freien, am besten an so genannten Kraftorten, die auch als ehemalige heilige Plätze der Vorfahren angesehen werden, stattfinden. Die Gestaltung der Kultpraktiken und Feste erfolgt nach eigenen Angaben anhand der ‚alten Überlieferungen’, d. h. der ‚Älteren’ und ‚Jüngeren Edda’.

Das verbindende Element der verschiedenen neugermanischen Heiden-Gruppen besteht in der Herleitung ihrer Mitgliedschaft aus biologistischen Überzeugungen. Ihrer Meinung nach bildet die ‚Rasse’ oder (seltener) die nationale Herkunft den Kern, der die neuheidnische Identität ausmacht (Baer 1995, 2). Die Anerkennung einer Rassendifferenz ist demnach eines der Glaubensbekenntnisse.

Die religiöse Dimension besteht in der Neigung zu rituellen, kultischen und mythischen Geschichtsbildern sowie in der Existenz eines Kanons von Glaubenssätzen, der von einer Führerpersönlichkeit oder Gründerfigur verkündet wird. Auch wenn es kein einheitlich ausformuliertes Bekenntnis gibt, existiert doch ein Kanon an Sätzen, zu denen sich die meisten Mitglieder der verschiedenen Gruppen bekennen. Zu ihnen gehören die heilsgeschichtliche Schau vom Paradies, die Vertreibung und die von jeder Fremdherrschaft befreite Zukunft. In den verschiedenen Gruppen besteht übereinstimmend eine verklärende und romantisierende Vorstellung von der Vorgeschichte, in der ‚das germanische Volk’ bis zum Zeitpunkt der Zwangschristianisierung mit den Göttern (und der Natur) in Einklang gelebt habe.

Im Vergleich der religiösen Rezeption germanischer Mythologie am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert mit derjenigen unserer Zeit fallen Parallelen auf, die sich nicht allein anhand der augenfälligen Kontinuität erklären lassen. Neugermanisch-religiöse Strömungen sind damals wie heute gekennzeichnet durch die Ablehnung des organisierten Christentums, durch Zivilisationspessimismus und Antirationalismus. Viele Mitglieder suchen auch heute nach einer Identität, die sie aus den ‚eigenen Ursprüngen’ abzuleiten versuchen. Damit verbunden sehen sie im Heidentum mit seinem starken Vergangenheitsbezug, aber auch der Naturverbundenheit einen Ausweg aus der als zerrissen, entfremdet und krisenhaft empfundenen eigenen Welt.

Bei den Lehren der Gruppen handelt es sich damals wie heute um synkretistische Gedankengebäude, bei denen okkultistische Systeme und Mittelalterschwärmerei eine wichtige Rolle spielen. Zwar strebten die Kulterneuerer wie List eher nach der Schaffung eines ‚neuen Menschen’, wohingegen sich heutige Bewegungen durch eine größere Verbundenheit mit der Natur auszeichnen, doch stellen beide den Versuch dar, die Entfremdung des einzelnen von sich selbst und seiner Umwelt in der modernen Gesellschaft zu überwinden.

Eine relativ moderne Entwicklung ist die starke Einbeziehung und Orientierung an vorchristlichen Religionssystemen wie der vermeintlich ‚germanischen Urreligion’. Nur selten orientiert man sich hierfür an den Fachwissenschaften, sondern der Umgang mit den Quellen erfolgt ausgesprochen willkürlich und von den eigenen Interessen geleitet. Oft werden nur die wissenschaftlichen Arbeiten, Theorien und Erkenntnisse besprochen, die die eigenen Aussagen scheinbar stützen. Archäologische Quellen und die dazugehörigen Fachberichte liefern also lediglich einen scheinbar wissenschaftlichen Anstrich und sollen die Autoren als Kenner der Materie ausweisen. Andererseits gibt Frau von Schlichting ebenso zu: „Letztendlich halten wir uns ja doch für weiser, wenn auch vielleicht nicht für klüger als die Wissenschaft, weil ja unsere Traditionen schließlich in transzendente und irrationale Bereiche führen, die wir ja als den Ursprung dann der materiellen und der durchsichtigen, wissenschaftlich beweisbaren Dinge erst ansehen“ (Vortrag von Schlichting zur Edda und ihre Geschichte zit. n. Schnurbein 1992, 42). Die Art der Quelle einer bestimmten Erkenntnis wird also nicht als relevant angesehen. Vielmehr finden wissenschaftliche Versatzstücke ebenso wie ‚indianische’ und schamanistische Ideen bzw. Bereiche der Druidenbewegung Eingang in die Vorstellungswelt und Praxis neugermanischer Heidengemeinschaften.

Eine breite Öffentlichkeit erreichen die neugermanischen Heidengruppen durch hauseigene Verlage, Buchhandlungen und Internetpräsentationen. Oft finanzieren sich die Leiter der Organisationen über ihre Bücher und Schriften über Runenesoterik und -orakel, Abhandlungen zu ur- und frühgeschichtlichen Denkmälern und angeblichen Kultstätten. Weiter gehören dazu Bücher über gesunde Ernährung, theosophische und okkultistische Schriften und New-Age-Literatur. Ansonsten werden Schriften von ‚Altmeistern’ wie List nachgedruckt und kopiert.

Offiziell sind die meisten neuheidnischen religiösen Gruppen an Politik nicht interessiert. Angesichts der Kontakte bzw. Verflechtungen zwischen neugermanischen Gruppen und völkisch-nationalen Organisationen und Parteien, aber auch der Beteiligung von Einzelpersonen, die dem politischen Rechtsextremismus zuzurechnen sind, kann das vielfach geäußerte Desinteresse an Politik jedoch nicht über eine wachsende Vernetzung zwischen dem rechtsextremen politischen Spektrum und den neugermanisch-religiösen Vereinigungen

hinwegtäuschen30.

Neugermanische Heiden außerhalb religiöser Vereinigungen
Das in Orden und Vereinen organisierte neugermanische Heidentum ist natürlich nur ein Teil einer größeren kulturkritischen ‚Neugermanenbewegung’. Einen breiten Raum nimmt diese Vorstellung im Bereich des organisierten Rechtsextremismus ein. Besonders durch ‚neurechte’ Theoretiker wie Alain de Benoist und Henning Eichberg wird das germanische Heidentum als Legitimationsgrundlage für das eigene politische Handeln benutzt31. Aktivisten aus dem rechtsextremen Umfeld haben in den letzten Jahren auch zunehmend Bereiche der Subkultur erobert. So haben Überzeugungen aus dem neugermanischen Umfeld breiten Einzug in den Bereich der Dark-Wave/ Gothic- und Black-Metal-Szene gefunden. Gerade in diesen Jugendsubkulturen ersetzen mittlerweile die neugermanisch/neuheidnischen Äußerungen fast vollständig die ehemals satanistisch/okkulten Inhalte. Besonders im Bereich des Black Metal haben sich seit dem Beginn der 1990er Jahre verschiedene Strömungen wie der Pagan- und Viking-Metal entwickelt, bei denen vor einem neuheidnischen Hintergrund oft auch völkische und biologistische Äußerungen getätigt werden. Daneben hat sich eine ganz eigenständige Richtung, der NS-Black-Metal etabliert, der auf der Basis des Neuheidentums offen rassistische und faschistische Inhalte verbreitet32. Relativ eng mit diesen Subkulturen verbunden sind die bereits im Vorwort angesprochenen Gruppen der Mittelalterszene. So treten bei größeren Veranstaltungen und Mittelalter-Märkten neben Gauklern und Musikern in ‚historischen Kostümen’ verstärkt so genannte Reenactment-Gruppen auf. Die Mitglieder dieser Gruppen, setzen sich aus interessierten Laien zusammen, die versuchen, das prähistorische Leben nachzuempfinden. Unter dem Motto „Lebendige Vergangenheit […] entsteht Geschichte vor unseren Augen neu, exakt ausgerichtet an den Erkenntnissen der Wissenschaft“33. Sowohl im privaten Rahmen wie auch bei öffentlichen Veranstaltungen von Museen, Freilichtmuseen und Geschichtsparks werden Ausschnitte aus einer imaginären Vorgeschichte (nach-)gespielt und damit Geschichte (wieder-)belebt. Dabei dominieren kriegerische Darstellungen bzw. nachgespielte Schlachten. Demgegenüber werden Bereiche des Handwerks und des häuslichen Lebens eher selten dargestellt. Insgesamt wird durch die Reenactment-Gruppen eine stark romantisierende Vorstellung der Vergangenheit mit einem äußerst eng gefassten Bild der Geschlechterrollen entworfen. Weiterhin kommt es in diesem Zusammenhang zu Handlungen und Darstellungen aus dem Bereich des neugermanischen Heidentums bzw. zur Verwendung von Symbolen aus diesem Bereich, für die es keine archäologischen Belege gibt. So werden vor allem im Bereich der Gruppen, die sich als ‚Kelten’, ‚Germanen’ und ‚Wikinger’ verstehen, pseudo-germanische Symbole, Runen und alle Formen von Swastika-Darstellungen verwendet, um die Kleidung und die verschiedenen Ausrüstungsgegenstände zu schmücken. Ein Grund für die Verwendung neuheidnischer Darstellungen bildet die enge personelle Vernetzung eines Teils der Reenactment-Gruppen mit Mitgliedern aus dem Bereich des Pagan-Black-Metal und die Eigenwahrnehmung als Heiden. Als Beispiel soll hier auf die deutsch-polnische Reenactment-Gruppe „Ulfhednar“34 verwiesen werden, in der neben einem deutschen Archäologiestudenten und Archäologen aus Polen auch Mitglieder der (sich selbst so bezeichnenden) Pagan-Metal-Gruppen „Menhir“35, „Odroerir“36 und „Gernotshagen“37 aus Thüringen aktiv sind, von denen vor allem „Menhir“ in verschiedenen Veröffentlichungen einem politisch extrem rechten Umfeld zugewiesen werden38. Aufgrund der spektakulären Wirkung wird diese Gruppe immer wieder für öffentliche Auftritte engagiert. Laut der Homepage von „Ulfhednar“ wirkten sie unter anderem bei einer Demonstration für das Keltenmuseum Glauberg, für die Werbung der Landesausstellung Bremen „Pferdeopfer-Reiterkrieger“ (2007), bei einer Vorführung mit Pressekonferenz anlässlich der Wiedereröffnung des Museums für Vor- und Frühgeschichte Berlin (2004), mehreren Auftritten am Germanischen Nationalmuseum Nürnberg (2004), der Ausstellungseröffnung des Alamannen-Museum Ellwangen und beim Universitätsjubiläum in Marburg (2003) mit39. Neben diesen Auftritten wurde die Gruppe mehrfach für diverse TV- und Filmproduktionen genutzt. Zu erwähnen sind dabei: „Die Germanen wie sie wirklich waren“, eine 4-teilige Dokumentation/ARD (2006/7), „Die Ersten Europäer- Die Himmelsscheibe von Nebra“/ ZDF (2006/7), „Der Chiemgau-Komet. Stunde Null im Keltenreich“ (Dokumentation Terra X – ZDF; Filmcrew: MIRAMEDIA;Regisseur: Guido Weihermüller/Sven Hartung; Erstausstrahlung: 08.01.2005, ZDF 19:30 Uhr), „Die Westgoten (Dokumentation Bayrischer Rundfunk 2003; Regisseurin: Elli Kriesch; Erstsendung 2005, seitdem mehrfach ausgestrahlt) sowie „Das magische Schwert (Dokumentation Südwestfunk 2003; Regisseurin: Tamara Spitzing; „Landesschau unterwegs; (Erstausstrahlung: 17.01.2004, Südwest 19:15 Uhr Baden-Württembergisches Regionalprogramm)40.Damit übernehmen Gruppen wie „Ulfhednar“ nicht nur die Funktion der experimentellen Archäologie, sondern auch die Vermittlung einer bildlichen Vorstellung der Ur- und Frühgeschichte.

Archäologie und neugermanisches Heidentum
An dem eben beschriebenen Beispiel wird zum einen deutlich, dass die neugermanischen Heiden, die sich in Reenactment-Gruppen organisieren, einen sehr starken Bezug zur Archäologie aufweisen. Allerdings beschränkt sich dieser Bezug ausschließlich auf die archäologische Sachkultur, deren möglichst exakte Nachbildung dazu dienen soll, den eigenen Überzeugungen die gewünschte Historizität zuzuschreiben. Zum anderen wird deutlich, wie eng auch Bereiche der Archäologie mit solchen Gruppen zusammenarbeiten. Aufgrund der spektakulären Auftritte bedienen sich auch namhafte Institutionen und Museen solcher Darstellungen, um den Besuchern eine „Living History“41 zu liefern. Die personellen Vernetzungen der Mitglieder mit neugermanischen Heiden-Gruppen sind sicherlich im Einzelfall nur schwer zu überprüfen, allerdings scheint es doch bedenklich, wie unkritisch die Darstellung eines erfundenen prähistorischen Lebensbildes durch Fachwissenschaftler zugelassen, übernommen und damit weiter legitimiert wird. Dies zeigt sich nicht zuletzt in der starken medialen Präsenz solcher Reenactment-Gruppen, die unwidersprochen ihre persönlichen Vorstellungen und Klischees von einer romantischen heidnischen Vorzeit in die Öffentlichkeit tragen können. Besonders unverständlich wirkt dieses (Nicht-)Handeln vor dem Hintergrund, dass sich der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie in ihren Fach- als auch populärwissenschaftlichen Publikationen kaum noch der Vorwurf der Tradierung eines völkischen Germanenbildes machen lässt42. Nicht zuletzt durch die Erfahrungen der NS-Zeit wird mit dem ‚Germanenbegriff’ deutlich vorsichtiger umgegangen als beispielsweise in der Eisenzeitforschung mit dem Begriff ‚der Kelten’43. So wird mittlerweile selbst in populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen und TV-Sendungen darauf hingewiesen, dass es ‚die Germanen’ als Volk nicht gegeben hat. Es ist mit Sicherheit nicht zu verhindern, dass neugermanische Heiden oder Rechtsextremisten auf einzelne Aspekte der archäologischen Forschung zurückgreifen und diese in ihrem Sinne uminterpretieren. Allerdings kommt den Fachwissenschaftlern damit auch die Verantwortung zu, sich kritisch mit solchen (Um-)Deutungen auseinander zu setzen. In diesem Zusammenhang muss auch kritisch hinterfragt werden, inwieweit es gerechtfertigt ist, gerade im Bereich der regionalen Archäologie mit Begriffen wie ‚Identität’ und ‚kulturellem Erbe’ zu hantieren und damit durch die Hintertür doch eine kulturelle Kontinuität von der Prähistorie bis zur rezenten Bevölkerung zu kreieren. Momentan gibt es kaum Untersuchungen darüber, inwieweit die Archäologie zur Schaffung bzw. Verstärkung religiöser Mythen herangezogen wird. Aber sollten wir uns nicht kritisch fragen, was für Klischees wir bedienen, wenn von Seiten der Archäologie beispielsweise dazu aufgerufen wird, an prähistorischen Plätzen und wiedererrichteten Bodendenkmälern Sonnenwendfeiern abzuhalten? Auch wenn es dabei Plätze gibt, an denen dies vielleicht in einem sinnvolleren Zusammenhang erscheint als bei anderen, wie beispielsweise bei der als Sonnenobservatorium gedeuteten Kreisgrabenanlage von Goseck, müssen die Veranstalter in Ermangelung eines Wissens über die prähistorischen Handlungen auf historisch überlieferte Praktiken aus der Moderne zurückgreifen. Auch wenn die Eröffnung der genannten Anlage mit Fackelumzug, Trommel- und Dudelsackmusik und einer Licht- und Feuershow44 für Archäologen nur ein museales Spektakel ist, bedienen sie damit – sicherlich ungewollt – ebenso ‚esoterische Glaubenslehren’ und verstärken häufig verbreitete Klischees.

Schluss
Das derzeitige neugermanische Heidentum ist mit seinem Rückgriff auf eine vermeintlich heilere ‚germanische’ Vergangenheit als Teil einer umfassenden zivilisationskritischen Bewegung zu verstehen, deren Vertreter sich durch die ‚Wiederbelebung’ angeblich alter Mythen oder der Schaffung einer neuen Mythologie nicht nur der Erneuerung der Religion, sondern der gesamten Kultur und damit einer Erlösung von der ‚heillosen Moderne’ verschrieben haben. Als Grundlagen dieser ‚arteigenen’ Religion dienen die im Zuge einer nationalen Selbsterkennung konstruierten ‚Germanenbilder’ und die Gleichung ‚Germanisch = Deutsch’ genauso wie ariosophische Ideen und esoterische Weltanschauungen verschiedener neureligiöser Alternativszenen. Auf fachwissenschaftliche Theorien und Modelle wird hauptsächlich dann zurückgegriffen, wenn sich diese mit den bereits durch metaphysische Konstrukte ‚bewiesenen’ Ideen verbinden lassen oder um der jeweiligen Organisation einen seriösen Anschein zu geben.

Die religiöse Rezeption ‚germanischer Mythologie’ ist aber kein Phänomen der dezidiert neugermanisch heidnischen Gruppen, sondern steht vielmehr im Kontext einer größeren, facettenreichen gegenwärtigen Strömung, wie die Verweise auf verschiedene Subkulturen wie die NS-Black-Metal- und Wave-Gothik-Szene und die Reenactment-Gruppen gezeigt haben. Allen gemeinsam ist ein ideologisches Konglomerat aus ‚Germanomanie’, esoterischen Glaubenslehren und Rückgriff auf das angeblich ‚eigene Kulturerbe’, dass die Pflege vertrauter Traditionen suggeriert. Damit werden völkische, nationalistische, rassistische und antisemitische Anschauungen wieder salonfähig und einem breiten Publikum zugänglich gemacht.

Die europäische Ur- und Frühgeschichte bietet sich für völkisch-religiöse Ideen natürlich besonders gut an, da aufgrund der begrenzten Quellenlage die Erfassung von Ursachen und Wirkungen historischer Ereignisse immer nur spekulativ bleiben kann. Nur selten wurde und wird aber bei der Konstruktion moderner und aktueller ‚Germanischer Glaubenslehren’ auf die Ergebnisse der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie zurückgegriffen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die archäologische Wissenschaft frei von Verantwortung ist, zumal die ur- und frühgeschichtliche Archäologie trotz aller hypothetischen Deutungen dennoch genug faktisches Grundwissen besitzt, kuriose und absurde Weltanschauungen wie die der neugermanischen Heidenszene als solche zu entlarven und auf ihre politische Brisanz hinzuweisen. Ein Blick in die kleinen und großen Buchhandlungen zeigt jedoch, dass von Seiten der Wissenschaft anscheinend kein großes Interesse an Aufklärung besteht, wenn den überquellenden Regalen an esoterischer Literatur nur ein kleiner Bereich mit fachwissenschaftlichen Publikationen gegenübersteht. Stattdessen wird gelegentlich dem neugermanischen Heidentum noch Zündstoff geliefert, wenn beispielsweise die Neuauflage des Jubiläumsbandes „Spuren der Jahrtausende“ im Weltbildverlag unter dem Titel „Germanica“ erscheint.

 

Literatur

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1 Eine als „heidnisches“ Symbol gedeutete Erfindung der NS-Zeit.

2 Eine Beschränkung auf neugermanisches Heidentum ist unserer Meinung nach sinnvoll, da sich einige dieser Gruppen auch deutlich von anderen Heidengruppen absetzen und die Besprechung neuheidnischer Strömungen allgemein im Rahmen eines Artikels nicht zu leisten ist.

3 Die Ausführungen in diesem Kapitel beschränken sich auf markante Eckpunkte. Die allgemein völkischen Ideenlehren von der romantischen Germanenideologie bis hin zu völkischen Rassentheorien werden nur knapp in Bezug auf die für das Thema wichtigen Beziehungen erwähnt. Weiterführende Literatur: See 1970; ders. 1984; Schnurbein 1992, 81–119; Zernack 1997; Siewert 2002, 81–137; Beck u.a. 2004; Puschner 2006.

4 Für detaillierte Ausführungen zur Entdeckung, Leseweise und Instrumentalisierung der „Germania“ des Tacitus durch die deutschen Humanisten siehe insbesondere Mertens 2004 mit weiterführender Literatur.

5 So sind im Eugen Diederichs-Verlag ab den 1910er Jahren vor allem Titel wie „Altdeutsche Kultgebräuche“, „Die zwischen Zeit und Ewigkeit unsicher flatternde Seele“, „Die deutschen Volksbücher“, „Thule – Altnordische Dichtung und Prosa“, „Religiöse Stimmen der Völker“, „Blätter für deutsche Art und Kunst“, „Schriften zum Verständnis der Völker“ und „Deutsche Volkheit“ erschienen.

6 Biographische Angaben, eine Zusammenfassung Lists literarischer Werke und der darin enthaltenen Ideologien finden sich bei Schnurbein (1992, 87–98), worauf wir uns im Folgenden auch beziehen.

7 Lanz war 19-jährig in den Zisterzienserorden eingetreten und hatte 1898 seine Priesterweihe erhalten. Nach seinem Austritt aus dem Orden am 27. April 1899 gab er sich selbst einen Adelstitel und nannte sich nun Jörg Lanz von Liebenfels. Etwa Ende 1900 war er Gründungsmitglied des Ordens des Neuen Tempels, der in den Templern die Hüter und Überlieferer der rassischen Gnosis sahen (Nösler 2006, 108).

8 Die Theosophie geht auf Helena Petrovna Blavatsky (1831–1891) zurück (sieh Schnurbein 1992, 82–86). In ihr verband sich zeitgenössischer Okkultismus mit hinduistischen und buddhistischen Glaubensvorstellungen und darwinistischer Evolutionstheorie. Die Lehre von kosmischen Sphären und Hierarchien führte in der Theosophie zu der Idee, die Menschheit entwickele sich in so genannten ‚Wurzelrassen’, wobei die heutige fünfte Wurzelrasse auf Atlantis entstanden sei und sich in fünf Unterrassen gliedere. Diese Unterrassen stünden auf verschiedenen Entwicklungsstufen mit den ‚Ariern’ an der Spitze.

9 Ausgewählte Werke von Guido von List: Das Geheimnis der Runen (Berlin-Lichtenfelde 1908); Die Armanenschaft der Ario-Germanen. Erster Teil (Wien 1908); Die Bilderschrift der Ario-Germanen (Ario-Germanische Hieroglyphik) (Wien 1910); Die Religion der Ario-Germanen in ihrer Esoterik und Exoterik (Wien 1910); Die Armanenschaft der Ario-Germanen. Zweiter Teil (Wien 1911); Der Übergang vom Wuotanismus zum Christentum (Zürich 1911).

10 Die ‚deutschgläubigen’ Gruppen gehörten wie die Feuerbestatter, die Vegetarier, die Freidenker, die Tierschützer oder auch die Vedantabewegung in eine ganze Reihe devianter religiöser Vereinigungen dieser Zeit.

11 Beispielsweise war Herman Wirth, Professor für niederländische Philologie in Bern und Marburg, Mitbegründer des SS-Ahnenerbes. Wirth war Leiter des von ihm ins Leben gerufenen Forschungsinstitutes für Geistesurgeschichte in Bad Doberan. Dieses Forschungsinstitut, aber auch Wirth selbst waren in der Fachwelt wie auch unter nationalsozialistischen Intellektuellen umstritten. 1938 wurde er dann auf Grund ideologischer Differenzen mit Himmler aus dem SS-Ahnenerbe entlassen (Löw 2005).

12 In den letzten Jahren hat die Ur- und Frühgeschichtsforschung angefangen, den völkischen Hintergrund der deutschen Vorgeschichtsforschung vor, während und nach dem Dritten Reich in Abschluss- und akademischen Qualifikationsarbeiten, Projekten und Tagungen aufzuarbeiten. Zahlreiche Veröffentlichungen sind daraus bereits entstanden. Deshalb sei an diese Stelle auf einige dieser Publikationen verwiesen: Steuer 2001; Leube 2002; Halle 2003; Beck u. a. 2004 sowie Grunwald 2004. Nähere Ausführungen zur Germanenideologie und völkischer Weltanschauung in anderen Fächern: Puschner 2004.

13 Gustaf Kossinna und seine Bedeutung für die Etablierung der Vor- und Frühgeschichte als universitäre Wissenschaft sind bereits eingehend untersucht worden. Siehe hierzu vor allem Grünert 2002 mit weiterführender Literatur.

14 Viele der heute existierenden neuheidnischen Gemeinschaften sind im Internet durch eigene websites vertreten, auf denen sie ihre Glaubensbekenntnisse darlegen, ihre Feste und Feiern dokumentieren, aktuelle Ergebnisse ihrer ‚Forschungen’ in Artikeln veröffentlichen und Diskussionsforen bereitstellen. Damit können sich diese Gruppen natürlich einen deutlich größeren Interessentenkreis erschließen, auf der anderen Seite bietet diese Internetpräsenz aber auch ein wichtiges Quellenmedium, ohne das dieser Artikel so nicht zustande gekommen wäre. Daneben bieten die Darstellungen von Schnurbein 1992, 21–78; 125–303 und Siewert 2002, 165–186 gute Zusammenfassungen zum Neugermanischen Heidentum nach 1945 bis heute.

15 Schnurbein erklärt dies mit der Tabuisierung jeglichen Rückgriffs auf Traditionen des germanischen Altertums, da „völkische und rassistische Perversion diese Art von Urkulturrezeption auf die Spitze getrieben“ und damit gründlich desavouiert habe (Schnurbein 1992, 119).

16 Die New-Age-Bewegung entstand am Ende der 1970er Jahre in den USA und orientierte sich vor allem an den Lehren des Hinduismus und Buddhismus. Später wurde in den USA mehr Gewicht auf eine indianische Mutter-Erde-Spiritualität gelegt, und auch in Europa wurde begonnen, sich auf ‚eigene Traditionen’ zu berufen. Hermetik, Tarot und Okkultismus wurden zelebriert und vermeintlich ‚uralte, eigene Techniken’ wie das Runenorakel oder die keltische und germanische Götterlehre wurden wieder entdeckt (Schnurbein 1992, 127).

17 Dementsprechend besitzt der Orden auch keine website. Alle Informationen zum AO wurden den Publikationen von Schnurbein 1992, 21–81 und Siewert 2002, 165–174 entnommen.

18 Dies erklärt sich wahrscheinlich daraus, dass nach der Überlieferung Odin durch die Opferung seines Auges bzw. durch seine Selbststrangulation die Erkenntnis über das Wesen der Runen erlangte.

19 Eine dieser Kultfeiern, „Wotans Opfertod“, ist eindrücklich bei Schnurbein 1992, 58–60 beschrieben.

20 Die Angaben zur AG GGG sind vor allem der website http://asatru.de/nordzeit/index.php (Zugriff: 18.03.2007) entnommen.

21 Jürgen Rieger war aktives Mitglied beim Bund Heimattreuer Jugend (BHJ) und hatte Funktionen in mehreren heute verbotenen rechtsextremen Gruppierungen wie der Wiking Jugend und der FAP inne. 2006 wurde Rieger in den Parteivorstand der NPD gewählt und ist seit Februar 2007 Landesvorsitzender der Hamburger NPD. Als Rechtsanwalt verteidigte er zahlreiche Rechtsexremisten und Holocaustleugner wie Michael Kühnen, Christian Worch, Horst Mahler, Thies Christophersen, Ernst Zündel, Bela Ewald Althans und Meinolf Schönborn, Jürgen Mosler und Berthold Dinter. Rieger selbst wurde mehrfach verurteilt (unter anderem wegen Körperverletzung, Parteiverrats, Volksverhetzung und Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole) http://de.wikipedia.org/wiki/Jürgen_Rieger (Zugriff: 30.05.2007)

23 J. Rieger, Die Grundzüge der Artgemeinschaft. http://asatru.de/nordzeit/index.php?option=com_content&task=view&id=30&Itemid=17 (Zugriff: 18.03.2007)

24 Fast alle Gruppen des neugermanischen Heidentums lehnen die Ex-oriente-lux-Theorie ab und suchen in der Ex-septentrione-lux-Theorie eine Legitimationsgrundlage völkischer Prädestinations- und Superioritätslehre.

25 J. Rieger, Die Himmelsscheibe von Nebra. http://asatru.de/nordzeit/index.php?option=com_content&task=view&id=201&Itemid=10 (Zugriff: 18.03.2007).

26 Um eine Verwechslung mit der GGG von Fahrenkrog zu vermeiden, verwenden wir für die aktuelle GGG im Folgenden die Abkürzung GGG e.V.

28 Der GGG e.V. liegt seit seiner Gründung im Rechtsstreit mit dem AG GGG um die rechtmäßige Nachfolge der GGG von Fahrenkrog. http://www.relinfo.ch/ggg/info.html (Zugriff: 18.03.2007).

30 Siehe beispielsweise Jürgen Rieger und die AG GGG e.V. An dieser Stelle muss allerdings erwähnt werden, dass es auch neuheidnische Gruppen gibt, die sich strikt von rassistischen und rechtsextremistischen Strömungen distanzieren und das Heidentum als eine basisdemokratische und ökologische Bewegung propagieren. Diese Gruppen sind aber nicht im eigentlichen Sinne als neugermanische Glaubensgemeinschaften zu bezeichnen, da diese oft darauf verweisen, allen Richtungen des Heidentums gegenüber offen zu stehen. Beispiele dafür sind „Der Rabenclan e.V.-Arbeitskreis für Heiden in Deutschland“ (http://www.rabenclan.de/ – Zugriff 30.03.2007), „Der Steinkreis. Pagan Network e.V.“ (http://www.rabenclan.de/ – Zugriff 30.03.2007) und „Nornirs Ætt” (http://www.nornirsaett.de/ – Zugriff 30.03.2007).

31 Zu diesem Bereich existiert ein breites Spektrum an Literatur wie Obst 1984; Kratz 1994; Ahrens 1995; Ditfurth 2003. Siehe aber auch folgende Internetpräsentationen von ‚Heiden’, die eindeutig in politisch rechtsextreme Spektrum einzugliedern sind: http://www.heidenmacht.de/php/include.php?path=start.php (Zugriff: 18.03.2007); http://lichtwaertskreis.de/ (Zugriff: 19.03.2007); http://www.politforum.at/wbb234/index.php (Zugriff: 30.03.2007) u.v.m.

32 Zu den personellen Überschneidungen und engen Verstrickungen zwischen NS-Black-Metal (NSBM) und rechtsextremistischen Gruppen sowie der Rolle des germanischen Neuheidentums siehe Dornbusch/Killguss 2006 bzw. die jeweiligen Veröffentlichungen der Landesämter für Verfassungsschutz. Zahlreiche NSBM-Bands besitzen websites, auf denen spätestens bei den Links die Zusammenhänge zwischen NSBM, Rechtsextremismus und neugermanischem Heidentum deutlich wird.

33 http://www.reenactment.de/reenactment_start/reenactment_start.html (Zugriff: 30.03.2007); Hervorhebung durch Verf.

34 http://www.ulfhednar.org (Zugriff: 30.03.2007).

35 http://www.ziuwari.de (Zugriff: 30.03.2007).

36 http://www.odroerir.com (Zugriff: 30.03.2007).

37 http://www.gernotshagen.de (Zugriff: 30.03.2007).

38 Siehe dazu Dornbusch/Killguss 2006, Fromm/Kernbach 2001.

39 http://www.ulfhednar.org/frame.htm (Zugriff 30.03.2007).

40 Ebd.

42 An dieser Stelle sei auf die Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde hingewiesen, deren Schwerpunkt schon früh die ethnische Interpretation in der Ur- und Frühgeschichtlichen Archäologie gewesen ist. Auch in populärwissenschaftlichen Publikationen wie beispielsweise dem Sonderheft der Zeitschrift „Archäologie in Deutschland“ zur Völkerwanderungszeit (Stuttgart 2005) wird immer wieder auf die Problematik eines ‚Germanenbegriffes’ hingewiesen.

43 Kritisch hierzu hat sich kürzlich Jutta Leskovar in ihrem Vortrag „Uraltes Neuheidentum? Archäologische Argumente in der ‚esoterischen’ Literatur und ihre Herkunft“ während der 20. Sitzung der AG Eisenzeit zur 17. Jahrestagung des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumsforschung e. V. in Halle am 21.03.2007 geäußert. Zum Keltenbegriff kritisch auch: Rieckhoff 2001, 13-36; Collis 2003; Rieckhoff 2004; Karl 2006.

44 http://www.mdr.de/kultur/2328702.html (Goseck: Sonnenwend-Feier wie in der Steinzeit/ MDR.DE) (Zugriff 30.04.2007).